Am guten Mann

Von Großostheim kommt der Radbach und fließt durch den Schönbusch. Wo er aus diesem heraustritt und Richtung zum Maine nimmt, ist sumpfiges Land. Den oberen Teil des Abflussgrabens kann man noch jetzt sehen. Er ist mit Schilf bewachsen und zieht in fast gerader Richtung gegen den Fluss. Das untere Stück des Bachgrabens wurde durch den Industriehafen verbaut, und das Wasser wird nun durch Röhren in ein Hafenbecken geleitet. Früher überquerte ein Weg, der von Leider nach Stockstadt führte, den unteren Teil des Bächleins. Er wurde dem Wanderer wegen des sumpfigen Landes ohnehin gefährlich, besonders aber am Abflussgraben selbst, weil der nur an einer schmalen Stelle überschritten werden konnte. Einem verspäteten Wanderer konnte in dunklen Nächten leicht ein Unfall zustoßen, falls er vom rechten Pfade abkam.

Da gesellte sich nun oft zu den Wandersleuten wie ganz zufällig ein Mann, der auch denselben Pfad zu gehen schien, und schritt den Wanderern voraus. Verirrte wies er auf den richtigen Weg. Der Mann hatte nichts Auffallendes an seiner äußeren Erscheinung. Er sah mit seinem Schlapphut, seiner blauen Jacke und seinen kurzen Lederhosen völlig einem Bauern ähnlich. Und so dachten sich die nächtlichen Wanderer nichts weiter dabei, ließen sich gerne führen und gelangten ohne Schaden über die gefährliche Stelle.

Es war aber ein guter Geist, der, ohne erkannt zu werden, den rechten Weg zeigte. Wie viele mochte er schon geführt und so vor Unglück bewahrt haben! Von ihm hat nun jene Stelle die Bezeichnung "Am guten Mann" erhalten, und sie heißt noch heute so.

Quelle: Spessart-Sagen, Valentin Pfeifer, Aschaffenburg 1948, S. 21 - 22.