Der Echterspfahl
Im Schlosse zu Weckbach (im Odenwald) wohnten drei Brüder aus dem Rittergeschlecht der Echter. Sie hatten sich dem Raube ergeben und waren zum Schrecken der ganzen Gegend geworden. Der damalige Kaiser Friedrich der Rotbart befahl ihnen, ihr unehrliches Handwerk einzustellen; aber sie kümmerten sich nicht darum und räuberten weiter. Nun sprach der Kaiser die Acht über sie aus und zog mit einem kleinen Heere in den Odenwald, um die Ungehorsamen zu züchtigen. Doch sie flohen aus ihrer Burg in die abgelegenen Täler des Spessarts. Der Sicherheit wegen trennten sie sich, und jeder baute ein kleines Schloss, der eine bei Partenstein, der andere bei Lindenfurt und der dritte bei einer Quelle, die Espelborn hieß. Hier lebten sie in vollständiger Einsamkeit und trafen sich nur selten auf der Höhe, wo jetzt das Forsthaus steht, an der Staatsstraße zwischen Aschaffenburg und Würzburg. Ihre Rosse banden sie dort an einen Pfahl, an dem drei Ringe befestigt waren.
Als sie später das Recht wieder achten gelernt hatten und ihnen
der Kaiser nicht mehr zürnte, kehrten sie in den Odenwald zurück.
Doch führten sie seitdem zur Erinnerung an ihren Aufenthalt im Spessart
einen silbernen Pfahl mit drei blauen Ringen in ihrem Wappen. Und jene
Stelle, wo die Brüder der Echter zusammengekommen waren, heißt
bis heute der "Echterspfahl". Gleich neben dem Forsthaus am
Waldsaume ist noch ein Pfahl zu sehen mit drei Eisenringen daran. Es wird
auch erzählt, dass die drei Gebrüder Echter ihre Pferde an diesen
Pfahl banden, wenn sie von der Burg Mespelbrunn aus zum Jagen in die weiten
Spessartwälder ritten.
Quelle: Spessart-Sagen,
Valentin Pfeifer, Aschaffenburg 1948, S. 62