Der Hungerbrunnen

Gleich oberhalb Obernaus, wo sich jetzt die Feldabteilung "Heidig" befindet, sprudelte früher zu gewissen Zeiten das sog. Hungerbrünnchen hervor, das auf kommende Not und Teuerung wies. Um das Jahr 1770 hatte sich die Quelle wieder gezeigt, die Obernauer hatten sich's voll Bangen einander zugeraunt, und wirklich entstand das Jahr darauf eine große Hungersnot. Vor dem Jahre 1816 brach die Quelle neuerdings auf und spie reichlicher Wasser denn je. Da ahnten die Leute der Umgebung, dass schlimme Tage kämen, und es wurde auch so. Die Felder trugen nur magere Frucht, und man hatte kaum Brot zu essen, von dem der Laib einen Gulden kostete. Das Hungerjahr 1816 vergaßen die damaligen Leute nicht, solange sie lebten.

Vor einiger Zeit wurde die Öffnung des Brunnens zugeschüttet und auch der "Hungergraben", in den sich einst sein Wasser ergoss. Ein Feldweg führt über den früheren Graben und wird noch heute der "Hungerbrunnenweg" genannt.

Quelle: Spessart-Sagen, Valentin Pfeifer, Aschaffenburg 1948, S. 43f