Das Wörther Rebheckenmännchen

Die Trennfurter sagten den Wörthern nach, dass diese zu Unrecht einige Rebhecken in Besitz genommen hätten, während ein Wörther behauptete, die Hecken hätten seit Menschengedenken zu ihrer Markung gehört. Nun sollte der älteste Bewohner der beiden Gemeinden den Streit beenden, indem er beschwöre, ob die Hecken von jeher Wörther Besitztum gewesen seien oder nicht. Also ging er mit den angesehensten Bürgern von Trennfurt und Wörth hinaus an die Rebhecken und tat den Schwur. Er hob seine Weinberghacke gen Himmel und sprach:

"So wahr ich lebe, und so gewiss ich die Hacke gen Himmel richte, so gewiss stehe ich auf Wörther Boden."

Damit war der Streit gegen die Trennfurter entschieden. Allein der Mann, der von Wörth gebürtig war, hatte Wörther Erde in die Stiefel getan und darauf den Schwur geleistet. Er fand nach dem Tode keine Ruhe, und an dem Orte, wo das "Rebheckenmännchen" den Falscheid getan, muss es in der Geisterstunde umgehen.

Quelle: Spessart-Sagen, Valentin Pfeifer, Aschaffenburg 1948, S. 97