VOM DRACHSELSRIEDER SCHLOß UND DEM SCHATZ IN GNÖGEI

Im alten Schloß Drachselsried lebte zu Anfang des 17.Jahrhunderts ein gar mächtiger und reicher Herr, der aber seine armen Untergebenen bedrückte, wo er nur konnte. Alles fürchtete ihn, niemand liebte ihn und so kam es, daß schier kein Tag verging, an dem er nicht von mindestens einem seiner Leute verwünscht und verflucht worden wäre. Als der unheilvolle, 30jährige Krieg ausbrach und die Feinde schließlich auch in die entlegensten Winkel des Bayerischen Waldes kamen, flohen die ohnehin schon so gequälten Bewohner von Drachselsried und erzählten den Schweden von dem Reichtum ihres Bedrückers. Der aber hatte all sein Gold und Silber in mächtigen Truhen und Kisten im nahen Gnögei, einem Teil der Höhenzüge der Frath, verborgen. Die Feinde erschienen, durchstöberten das Schloß vom Dachboden bis zum Keller, fanden aber nur geringe Beute. Sie verlangten, nach dem Orte geführt zu werden, wo die Schätze vergraben seien. Der Schloßherr jedoch beteuerte, nichts weiter zu besitzen. Da marterten sie ihn entsetzlich und gaben ihm den Schwedentrunk, so daß er elend starb. Im Tode hat er nun keine Ruhe und spukt heute noch in den Räumen seines ehemaligen Besitztums. Der Schatz liegt noch im Gnögei vergraben und keinem gelang es bisher, ihn zu heben; denn der Teufel selber bewacht ihn.

Michael Waltinger, Niederbayerische Sagen