GRAINET
Es war zur Zeit, als die Gegend zwischen Passau und Prachatitz (in Böhmen) fast noch undurchdringlicher Urwald war und nur der "goldene Steig" den Verkehr ermöglichte. Da verirrte sich ein einsamer Wanderer tief drinnen im Walde und stieg drei Tage lang in der Wildnis umher, ohne zum "goldenen Steig" wieder zu gelangen. In seiner Not gelobte er, an jener Stelle, an der er zur Straße käme, eine Kapelle zu erbauen. Bald darauf lichtete sich das Dikkicht und er stand froh aufatmend vor dem langgesuchten Wege. Um später bei Einlösung seines Gelübtes den Platz wieder zu finden, steckte er seinen dürren Wanderstab hier in die Erde. Als man dann später an die Erbauung der Kapelle ging, da grünte der Stab und trieb Zweige und Blätter. Der Waldler sagt, er "groant'" und so entstand der Name "Groanat", schriftdeutsch Grainet. Auch dem Dorfe, das sich mit der Zeit um das Kirchlein bildete, verblieb dieser Name.
Michael Waltinger, Niederbayerische Sagen