Der wilde Jäger im Blumenthal.
Im Blumenthal hört man auch oft den wilden Jäger, wie er mit "Hoho", Peitschengeknall und Kettengerassel durch den Wald jagt. Es soll dies aber ein alter Oberförster sein, der zur Strafe, daß er die armen Leute, die Holz aus dem Walde holten, arg mißhandelte, und namentlich weil er einem den Arm zerschlagen, verdammt ist dort ewig zu jagen.
Eine Frau war einst noch spät Abends mit anderen im Walde, wo sie Beeren gesucht hatten, da hören sie von fern ein lautes "hoho", Peitschengeknall und Hundegebell. Da ihr nun ein so arger Lärmen im Walde noch nie vorgekommen, fragte sie die übrigen, was das wäre, und erfuhr, daß es die wilde Jagd sei, wurde aber auch zugleich gewarnt, nicht zu nahe heranzugehen. Sie aber war neugierig und wollte doch den Zug, von dem sie schon so viel hatte erzählen hören, gern sehen; als sie nun wenige Schritte vorgegangen, wird der Lärm immer gewaltiger, und indem sie sich umblickt, sieht sie das Pferd des wilden Jägers dicht an ihrer Schulter; in demselben Augenblick ist sie aber auch schon zu Boden gerannt, und der Topf mit all den schönen Beeren liegt zerbrochen an der Erde. – Unweit von der Stelle, wo sie den wilden Jäger gesehen, giebts auch einen Weg, welcher der Hans-Mertenweg heißt, und seinen Namen von einem alten Manne haben soll, der vor Zeiten im Walde sein Brot durch Ausroden der Eichenstubben verdiente, und den Weg gemacht haben soll.
Andere erzählen, dieser wilde Jäger sei darum verdammt, ewig zu jagen, weil er sich gegen Gott versündigt habe. Er hat nämlich einstens am ersten Weihnachtsfeiertage gejagt, und da sich kein Wildbrät hat wollen sehen lassen, so hat er gesagt, "und sollte ich bis zum jüngsten Tage jagen, so muß ich heut einen Hasen haben", aber er hat keinen bekommen und jagt dafür noch bis auf den heutigen Tag.
Quelle: Adalbert Kuhn, Märkische Sagen und Märchen nebst einem Anhange von Gebräuchen und Aberglauben, Nr. 175, Mündlich, Berlin 1843.