Der Name von Köpenick und der große Krebs von Stralau

Die Gelehrten behaupten, der Name Köpenick rühre noch aus der alten Wendenzeit her und bedeute so viel wie Schanze oder Wall. Die Köpenicker aber wissen es besser, wie ihre Stadt zu dem Namen kam. Sie erzählen darüber:

Einmal fischte ein Fischer im Müggelsee und fing einen furchtbar großen Krebs, über den er nicht wenig erschrak. Noch größer aber war sein Erstaunen, als der Krebs zu sprechen anfing und ihm sagte, dass er ein verwünschter Prinz sei und ihn zum reichen Manne machen wolle, wenn er täte, was er ihm sage, damit er erlöst würde. Und er bat den Fischer, ihn zum ersten Ort jenseits des Sees zu bringen und dort feilzubieten.

Der Fischer nahm nun den Krebs aus dem Netz heraus und wollte tun, worum er gebeten wurde. Er war jedoch ein bisschen vergesslich und bot ihn diesseits der Spree in seinem Wohnort (der jetzt Köpenick heißt) zum Kauf aus. Sobald aber ein Käufer herantrat, rief der Krebs: "Kööp nich! Kööp nich!", so dass alle erschraken und ihn keiner kaufte. - Da fiel dem Fischer ein, was er falsch gemacht hatte, und er fuhr nach dem ersten Ort jenseits der Spree, nach Stralau, wo er den Fang für viel Geld verkaufte. Weil er aber die Bedingung nicht gleich erfüllt hatte, ist der Krebs nicht erlöst worden.

Die Stralauer haben ihn aber allzeit bei ihrem berühmten Fischzug am 24. August als Wahrzeichen mitgeführt. Und der Ort, wo der Fischer den Krebs zuerst angeboten hatte, erhielt den Namen Köpenick, weil der Krebs immer "Kööp nich! Kööp nich!" gerufen hatte.

Quelle: Siegfried Armin Neumann, Berlin, Sagen und Geschichten, Schwerin 2004, S. 76.