Die Bildsäule des Churfürsten von Sachsen in Berlin.

Inwendig im Schlosse zu Berlin stand ehemals die Bildsäule des Herzogs und Churfürsten Moritz von Sachsen. Im Jahre 1553, am 9ten Tage Januarii, erhob sich in Berlin auf einmal ein sehr starker Wind, der besonders im Schlosse wüthete. Er that aber allda weiter keinen Schaden, als daß er jenem Bilde den Kopf abwarf, ohne daß die anderen Bilder, so daneben standen, sich auch nur rührten. Dieses war ohne Zweifel eine Anzeige des großen Unglücks, welches dem Churfürsten bald nachher begegnen sollte. Denn im Heumonde desselben Jahres erhielt dieser in einer Schlacht, die er mit dem Markgrafen von Brandenburg gegen die Herzöge von Braunschweig, bei dem Schlosse Pirna in Sachsen, stritt, einen tödtlichen Schuß, davon er am dritten Tage hernach in seinem drei und dreißigsten Jahre verstarb.

Quelle: Temme, Jodocus Deodatus Hubertus, Die Volkssagen der Altmark. Mit einem Anhange von Sagen aus den übrigen Marken und aus dem Magdeburgischen. Berlin, 1839. Nr. 4, S. 169