Die alte Stadt im Blumenthal.

Im Oberbarnimschen Kreise unweit Prötzel, einem Rittergute, 41/2 Meile von Berlin, 11/2 Meile von Wriezen, in dem sogenannten Walde Blumenthal befindet sich ein Nachlaß von Mauerwerk in einem solchen Umfang, daß man noch gewisse Abtheilungen und Straßen, mithin den Ueberrest eines Städtleins wahrnehmen kann. Die südliche Seite hält 190 Rheinländische Ruthen, die nördliche 160, die westliche etwa 80 und die östliche etwa 60. Man bemerkt dabei 4 Thore, eine Hauptstraße, welche auch noch den Weg nach Strausberg hält, und 6 Quergassen; außerdem noch verschiedene Gruben als Ueberreste von Kellern oder Brunnen, und vier ummauerte Plätze, welches vermutlich der Nachlaß von einer Kirche, Rathhaus, Schloß, Kloster oder desgleichen sein mag. Auch liegen innerhalb noch drei runde Hügel, welche man zwar für Begräbnißhügel ausgiebt, aber deswegen nicht wahrscheinlich, weil man nirgends dergleichen Begräbnisse innerhalb einer Stadt antrifft. Es wäre denn, daß solche Hügel erst nach der Zerstörung wären aufgeworfen worden, in welchem Fall die Stadt aber ziemlich alt dürfte gewesen sein. Den Ort selbst nennen die benachbarten Einwohner Blumenthal, und soll der Wald davon den Namen haben. Jetziger Zeit ist Alles mit starken Bäumen bewachsen und der Rest von Steinen hat sich sehr gemindert. Es scheint also allerdings ein Städtchen gewesen zu sein, welches zwar in einer sehr angenehmen Gegend gelegen, aber sowohl wegen des Gebüsches, als wegen Mangel des Wassers die Bequemlichkeiten nicht mag gehabt haben, welche sich sonst bei Städten finden: weshalb sie nach und nach den Ort verlassen und etwa Wriezen oder Strausberg mit mögen haben bauen helfen.

Quelle: Grässe, Johann Georg Theodor, Sagenbuch des Preußischen Staates, Glogau, 1868/71, S. 352.