Der Teufel dreht einem Juden zu Berlin den Hals um.

Dienstags nach Ostern des Jahres 1548 ward Michael Jüde, der Juden Rabbi zu Frankfurt an der Oder von etlichen Magdeburgischen Reutern gefangen. Vnnd wiewol sich die Magdeburgischen theileten vnd ihrer fünff sich mit dem gefangenen gen Torgaw wanten, der meynung, denselben sicherer allda zur Elbe werts nach Magdeburg zu bringen, wurden sie doch in einem Dorffe beym Sagan sampt den Juden angegriffen, vnnd zu Torgaw auff den siebenzehenden tag deß Maymonats mit dem Schwerdte hingerichtet. Bald dieselbe Nacht hernach, als die Magdeburgischen Reuter zu Torgaw gerichtet waren, starb der Jüde zum Berlin geheliges Todes vnnd ward des Morgens todt im Bette gefunden, da er doch den Abend zuvor frisch vnd gesund zu Bette gangen war. Zu mercken aber ist, daß Jobus Fincelius im andern Buch der wunderzeichen davon schreibt, daß Michael Jüde bey etlichen der andern Jüden auff ein Panketh vnd frewdenfest gewesen, vnd nachdem er mit jhnen Chrystum vnd Mariam die hochgelobte Junkfraw vnd Gottesgebererin auffs grewlichste gelestert, sich auch daneben gerühmt, wie er wider der Christen Gott gesieget, habe er wollen eine Treppen hinabgehen vnd sey vom Teuffel hinuntergestürtzt vnd in Sünden dahingestorben.

Quelle: Grässe, Johann Georg Theodor, Sagenbuch des Preußischen Staates, Glogau, 1868/71, S. 119.