DER GIFTMISCHER BLENTERMANN

Zu Anfange des 17. Jahrhunderts lebte in der Stadt ein Bürger, Namens Hermann Blentermann. Derselbe vergaffte sich in seines Nachbarn, des Lüder Paschedags, Tochter, so daß er seines eigenen Weibes nicht allein ganz und gar vergaß, sondern dieselbe unter jeder Bedingung sich vom Halse zu schaffen trachtete, um die Nachbarstochter sich wieder zur Ehe geben zu lassen. Er sann hin und her, wie er die Sache anstellen sollte, konnte aber zu keinem festen Entschluß kommen. Da begab er sich zu der Fickschen, die in allen schlechten Streichen bewandert war, und fragte sie um ihren Rath. Dies Weib rieth ihm denn, seine Frau zu vergiften und meinte, Quecksilber sollte von vortrefflicher Wirkung sein. Diese Rede gefiel ihm, und als seine Frau süße Milch und Brot aß, warf er ihr für einen Groten von dem Gifte hinein. Als dies ohne sonderliche Wirkung blieb, meinte die Ficksche, er solle Rattenkraut kaufen, was er auch that. Dies streute er aus einer Federpose aufs Brot, und strich Butter darüber her. Als die Frau dies zu sich genommen hatte, starb sie, nachdem sie einige Tage hindurch große Pein erlitten. Die Sache mußte natürlich Verdacht erregen, besonders da man sich schon vierzehn Tage mit dem Gerüchte truge, daß Blentermann der Tochter Lüder Paschdags, im Fall des Ablebens seiner Frau, die Ehe versprochen habe. Er wurde also eingezogen, mußte sein Verbrechen eingestehen und erlitt am 7. August 1606 seine Strafe. Nachdem er zuvor mit glühenden Zangen gezwickt war, wurde er mit dem Rade zerstoßen und dann darauf gelegt.


Quelle: Friedrich Wagenfeld, Bremen's Volkssagen, Bremen 1845, Erster Band, Nr. 31