DER ESEL ALS DUDELSACKPFEIFER

Die Frau Gesche von Holten war einstmals die reichste Frau in Hamburg. Zu der kam einmal ein armer Verwandter, um sie um Unterstützung zu bitten. Aber schnöde wies sie ihn ab und als er ihr sagte, dass auch ihr Glück vielleicht nicht ewig dauern würde, antwortete sie ihm: "Eher kann der Esel auf dem Dudelsack pfeifen lernen als ich arm werden."

Später ist sie so arm geworden, dass sie vom Brot aß, das den Hühnern vorgeworfen wurde. Nun schlich sie einmal nach der Gasse. Da begegnete sie einem Possenreißer; der führte einen Esel, der einen Dudelsack spielte. Da dachte sie daran, was sie einmal gesagt hatte, als sie noch reich war. Bald darauf ist sie gestorben. Auf ihr Grab wurde ein Stein gesetzt. Auf diesem war ein Bild von einem Esel, der einen Dudelsack blies.


Quelle: Lutz Mackensen, Hanseatische Sagen, 1928