Wie die Ulrichs nach Mandern kamen
Ein Fehltritt des Landesherrn und seine Folgen
Gerhard Kessler, Waldeckischer Landeskalender 2001, S.82

Graf Friedrich Anton Ulrich, später Fürst zu Waldeck und Pyrmont, weilte mit einer Jagdgesellschaft auf der Jägersburg bei Odershausen, dabei fiel sein Auge auf eine junge Dienstmagd aus Dalwigsthal. Die Hinwendung sollte nicht ohne Folgen bleiben. Ein Knäblein erblickte das Licht der Welt und erhielt auf Anordnung des hohen Vaters den Nachnamen Ulrich. Um den Jungen zu legitimieren, wurde die Mutter mit einem gräflichen Förster vermählt und ihnen als finanzielle Sicherheit die herrschaftliche Meierei, der heutige Dülfershof bei Hüddingen, übereignet.

Der Knabe wuchs heran, und während des Spanischen Erbfolgekrieges (1701-1714) zog der junge Ulrich als Soldat eines waldeckischen Kontingents nach Spanien. Dort geriet er in Gefangenschaft. Nach Beendigung des Krieges kehrte die waldeckische Truppe ohne den Soldaten Ulrich ins Heimatland zurück. Da die Angehörigen auf Dülfershof glaubten, dass der Erbe in der Fremde gefallen sei, wurde der Hof geteilt und den beiden Stiefschwestern übergeben.

Nach Entlassung aus der Kriegsgefangenschaft gelangte der Totgeglaubte wieder in seine waldeckische Heimat. Schlechte Wetterverhältnisse und früh eintretende Dunkelheit veranlassten Ulrich für eine Nacht in Mandern auf dem Hofe einer Witwe und deren Tochter Quartier zu nehmen. Am nächsten Tag setzte er seinen Weg in Richtung Hüddingen fort. Dort angekommen, erfuhr er, was mit seinem Erbe geschehen war. Am frühen Abend erreichte er endlich den elterlichen Hof, und als er durch das erleuchtete Stubenfenster schaute, sah er dort eine seiner Schwestern mit ihren kleinen Kindern am Tisch sitzen. Das Bild rührte ihn so stark, dass er es nicht fertig brachte, den Schwestern und ihren Familien die Existenz wieder fortzunehmen.

Still zog er nach Mandern zurück, ergriff die dort vorgefundene Gelegenheit und heiratete die Tochter seiner Quartiergeberin, übernahm deren Hof und wurde zum Vater der Ulrich-Sippe in Mandern.

(soll handschriftlich auf dem Innendeckel der Ulrich'schen Familienbibel in Mandern aufgezeichnet sein, deren Verbleib allerdings unbekannt ist. )

How the Ulrichs came to Mandern
A lapse of the sovereign and it's result

(Translation by Werner Hundhausen)

Count Friedrich Anton Ulrich, later Prince of Waldeck and Pyrmont, was with a hunting-crowd on the Jaegersburg near Odershausen, when he noticed a young maid from Dalwigsthal. His interest didn't remain without consequences. When she gave birth to a little boy the nobleman decreed that the boy's surname be Ulrich. In order to legitimate the boy, the mother got married to one of the count's forest rangers and for their financial security they got an estate of the counts possessions, today's "Duelfershof" near Hueddingen.
The boy grew up and, during the Spanish Succession War (1701-1714) the young Ulrich went - as a soldier of a waldeckian troop - to Spain. There he became a prisoner of war. After the end of the war the waldeckian troop returned home without the soldier Ulrich. That's why his relatives on the Duelfershof meant the farm's heir had lost his life in the war and they divided the estate in two parts and gave it to his two half-sisters.

After his release of the captivity, he who was believed to be dead, returned to his native country Waldeck. As the weather was bad and it became dark early, Ulrich had to spend the night at a farm in Mandern with a widow and her daughter.

The next day he continued his walk to Hueddingen, where he learnt what happened to his inheritance. In the early evening he came to his paternal house and, through the illuminated window he could see his sister and her children sitting at the table. He was so moved by this view that he was unable to take away his sisters' and their families livelihood.

Quietly he returned to Mandern, took the opportunity he had found there and married his hostess' daughter, took her farm and became the ancestor of the Ulrich-Clan in Mandern.

(It was told that all this was written on the inner bookcover of the Ulrich-family-bible in Mandern - but it's whereabouts is unknown).
Today Mandern, Odershausen, Hueddingen and Duelfershof are part of Bad Wildungen, Hessen, Germany

Quelle: Emai-Zusendung Christa Adams und Werner Hundhausen, 22. Jänner 2005; entnommen aus: "Wie die Ulrichs nach Mandern kamen. - Ein Fehltritt des Landesherrn und seine Folgen", Gerhard Kessler aus 34537 Bad Wildungen; dem "Waldeckischer Landeskalender 2001, S.82 entnommen und ins Englische übersetzt von Werner Hundhausen.