DER WODE IN NEUVORPOMMERN

Ein Schäfer lag nachts mit seiner Herde am Waldessaum. Da kam der Wode mit der wilden Jagd daher und befahl ihm, aus dem Wege zu gehen; aber der Schäfer erwiderte, er habe gleiches Recht auf den Wald, wie der Jäger. Da ergriff ihn der Wode und zerriß ihn in Stücke. Ein Mann, der von Camitz nach Grugel ging, mußte einen bedeutenden Wald passieren. Auf einmal hörte er in der Luft ein gewaltiges Getöse, wie von einer fernen Jagd, und den Ruf:

»Midden innen Wech!
Süs bîten dî mîne Hunne!«

Er warf sich sogleich platt auf den Bauch und fühlte, wie die Hunde über seinen Rücken fortliefen. Ein Müllerbursche stand vor der Mühle, als an ihm die wilde Jagd vorüber zog. »Nimm mî mit!« rief der Bursche. - »Halb Part!« sagte Wode und warf ihm, als er zurückkehrte, eine Menschenkeule vor die Mühle, indem er rief:

»Hast du wullt jågen,
Kannst ôk mit gnågen!«

Die Keule versuchte der Bursche auf alle mögliche Weise wegzuschaffen, es ging aber nicht. Endlich wurde sie gebannt.


Kühn, Westfäl. Sag. I. Nr. 401-403.


Quelle: Volkssagen aus Pommern und Rügen, Ulrich Jahn, Berlin 1889, Nr. 5