DER WUID

Im Neustettiner Kreise glaubt man, die wilde Jagd zöge hoch in der Luft als eine Art Fuhrwerk. Die Rosse, welche den Wagen ziehen, sind feurig; davor laufen hohl bellende, schwarze Hunde. Der Jäger selbst, der mit Juchen und Klappern dahinfährt, hat einen Pferdefuß und wird dei Wûid oder dei Wôd (so in Groß-Dallentin) genannt. Daneben kennt man ihn auch unter den Namen Duewel und Beelzebub.

Eines Abends befand sich auf der Lienschen Heide, einige Meilen östlich von Tempelburg, ein Ackerbürger mit seinem Knechte, um die Pferde einzufangen. Sie hatten gerade diese Beschäftigung vollendet, als sie in der Luft hohles Hundegebell, lautes Klappern und Juchen vernahmen. Der Knecht, ein tollkühner, wilder Mensch, juchte mit, wurde aber sogleich von dem Herrn daran gehindert mit dem Bemerken, das sei der Wuid mit der wilden Jagd.

Und so war es auch wirklich. Während der Bauer noch seinen Knecht zur Rede stellte, schwebte die wilde Jagd schon über beiden, und der Wuid, eine große, schwarze Gestalt mit Pferdefuß, stand vor ihnen. Sie hüteten sich jedoch beide wohlweislich, jetzt noch ein Wörtchen zu sagen, sondern bekreuzten sich vielmehr andächtig. Da sie sich durch nichts in ihrem Stillschweigen stören ließen, so verschwand der Wuid nach einer Weile wieder. Hätte der Knecht noch ein Wort gesprochen, so hätte ihn der Wuid mitgenommen.


Mündlich aus Tempelburg, Kr. Neustettin.

Quelle: Volkssagen aus Pommern und Rügen, Ulrich Jahn, Berlin 1889, Nr. 33