DIE WILDE JAGD IM HELLBRUCH

Gegen Ende des vorigen Jahrhunderts ging einmal der Förster von Faulenbenz bei Massow, der in Hohen-Schönau einen Besuch gemacht hatte, spät in der Nacht seiner Heimat zu. Als er im Walde zwischen Freiheide und Voigtshagen war, hörte er nicht weit von sich Hundegebell und dabei den Jagdruf: »Tzi hau! Tzi hau! Halt den Mittelweg!« Übermütig stimmte er mit ein; doch als das Geräusch gleich darauf näher kam, ahnte er, daß es wohl die wilde Jagd sein möchte. Eilig lief er darum zu einem Kreuzweg und warf sich daselbst auf die Erde hin, so daß er auf dem Bauche lag, die Hände über das Gesicht gefaltet.

Kaum hatte er dies gethan, als auch schon die wilde Jagd über ihn weg sauste und, da er ein klein wenig durch die Finger seitwärts zu sehen vermochte, so konnte er ganz genau erkennen, wie den Hunden das Feuer aus dem Rachen sprühte und eine ganze Gesellschaft dem wilden Jäger folgte. Doch nicht lange verweilte die wilde Jagd bei ihm, sondern wandte sich dem Dêfschtîj (Diebssteig) zu und zog von dort in den nahe gelegenen Bruch, die Hell genannt, wo sie auch verschwand.


Mündlich aus Freiheide, Kreis Naugard.

Quelle: Volkssagen aus Pommern und Rügen, Ulrich Jahn, Berlin 1889, Nr. 23