MANN HÄLT EINEM REITER AUS HACKELBERGS WILDER JAGD DIE HUNDE

Ein Knecht aus Mesiger wollte des Abends seine Mutter besuchen. Er trug ein Päckchen schmutziger Wäsche unter dem Arm, um sich dieselbe zu Hause waschen zu lassen. Als er nun in die Grammentiner Königliche Forst kam, hörte er von weitem den Hackelberg mit seinen Jägern daher brausen. Unverzagt blieb er stehen und wartete den Zug ab. Da ritt plötzlich einer von den Reitern auf ihn zu und bat ihn: »Halte mir doch auf einen Augenblick meine beiden Hunde. Wenn du mich aber aus dem Walde rufen hörst: »Halte die Hunde recht fest!« dann laß die Tiere laufen.«

Der Knecht ging darauf ein, ergriff die schwere Kette, mit der die Hunde zusammengekoppelt waren, und hielt sie so lange fest, bis der Reiter nach einer kleinen Weile aus der Ferne schrie: »Halte die Hunde recht fest.« Dem Abkommen gemäß ließ er jetzt die Kette fahren und im Nu waren die Tiere im Gehölz verschwunden.

Ärgerlich über den Zeitverlust ging er seines Weges weiter. Wie er nun an den Ausgang des Waldes gelangte, kam ihm der Reiter aus Hackelbergs Gefolge wieder entgegen auf schaumbedecktem Rosse und gefolgt von seinen Jagdhunden. Kaum hatte er den Mann erblickt, so sprengte er auf ihn zu, dankte ihm und bat ihn, seinem Pferde den Schaum mit einem Tuche abzuwischen. Ein Tuch habe er nicht, antwortete der Knecht, wenn er's aber zufrieden wäre, so wolle er sein schmutziges Hemde dazu benutzen! Der Reiter war damit einverstanden, bedankte sich nochmals und forderte dabei den Mann auf, doch ja das Hemde nicht fortzuwerfen, sondern es wieder in das Päckchen zu wickeln. Sodann verschwand er.

Der Knecht packte das Hemde ein und ging zu seiner Mutter. Den ändern Morgen wollte er ihr seine schmutzige Wäsche zum Waschen übergeben, öffnete das Bündel und, wer beschreibt sein Erstaunen, das Hemde, mit welchem er den Schaum des Pferdes abgewischt hatte, war über und über mit Goldstücken gefüllt, so daß er sein' Lebtage nicht Not zu leiden brauchte.


Ebendaher.

Quelle: Volkssagen aus Pommern und Rügen, Ulrich Jahn, Berlin 1889, Nr. 12