DER WILDE JÄGER VERFOLGT EINE TAUBE

Der Anführer der wilden Jagd ist dei Duewel, der es bei seinem Jagen hauptsächlich auf die Seelen ungetauft verstorbener Kinder absieht. Einst starb in Katschow ein solches Kind und wurde nach drei Tagen unter den üblichen Festlichkeiten beerdigt. Nicht lange darauf stand der Knecht, welcher bei dem Vater des verstorbenen Kindes diente, vor dem Gehöft und sah, wie durch den Hohlweg eine weiße Taube, verfolgt von der wilden Jagd, flog, sich nach dem Hause zuwandte und durch die Hausthüre hinein in die Stube eilte, wo sie sich unter der Ofenbank niederließ.

Aber der wilde Jäger setzte ihr auch dahin nach und biß dem armen Tiere in Gestalt eines schrecklichen Ungeheuers den Hals ab; doch war von Blut nichts zu sehen. Als die Taube getötet war, öffneten sich Fenster und Thüren von selbst, und in einem Augenblicke waren Jäger und Taube verschwunden.


Mündlich aus Katschow, Kr. Lauenburg.

Quelle: Volkssagen aus Pommern und Rügen, Ulrich Jahn, Berlin 1889, Nr. 38