DER WODE UND DER EBER

In Neuvorpommern weiß man auch sonst so manches von dem Wode, dem wilden Jäger, zu erzählen. Einige sagen, er sei ein Bote Klapperbeins, des Todes, andere halten ihn für den Teufel, wieder andere behaupten, er sei mit seiner Seele dem Teufel verfallen, die er ihm um den Preis, ewig jagen zu dürfen, verpfändet habe, und endlich erzählen sie:

Der Wode war ein reicher Edelmann, dessen Wohnsitz man nicht anzugeben weiß. Einst jagte er einen Eber und verwundete ihn tötlich. Derselbe wurde auf einem Wagen nach Hause geführt, wo ihn Wode triumphierend seiner Frau zeigte, die ihn am Morgen gebeten hatte, nicht zur Jagd zu gehen, da sie seinen Tod ahnte. Jetzt aber, da der Eber tot war oder es wenigstens so schien, hob ihn der Wode in die Höhe; aber das totgeglaubte Tier schlitzte ihm den Leib auf, daß er bald nachher seinen Geist aufgab. Im Tode jedoch rief er noch, wenn er durch seinen toten Eber sterben solle, so wolle er ewig jagen.


Kühn, Westtal. Sagen I. Nr. 400.


Quelle: Volkssagen aus Pommern und Rügen, Ulrich Jahn, Berlin 1889, Nr. 6