242. Der Spuck auf der Brücke zu Pyritz.

Auf dem Wege von Pyritz nach Stargard liegt eine steinerne Brücke, auf der man oft ein seltsames Gespenst sieht. Im siebenjährigen Kriege nämlich, als die Russen in diese Gegend kamen, war dort ein alter Mann, der mit seinem kleinen Sohne vor dem Feinde zur Stadt flüchten wollte. Gerade auf dieser Brücke aber wurde er von den Russen überfallen und sammt seinem Kinde erschlagen. Diesen alten Mann nun sieht man des Nachts an der Brücke. Er steht mitten auf derselben, sein todtes Kind im Arme, beide in hellgrauem Zeuge, auf dem man viele Blutflecken sieht. Noch vor wenigen Jahren hat ihn ein Bauer aus Bresen gesehen. Dieser kam in der Nacht des Weges, um Korn nach der Stadt zu fahren. Als er an die Brücke kam, blieben auf einmal seine Pferde stehen und wollten mit aller Gewalt nicht hinüber. Der Bauer stieg daher zuletzt vom Wagen, und faßte die Pferde am Zügel, während seine Knechte auf die Thiere losschlagen mußten. So gelang es endlich, die Thiere, die vor Angst am ganzen Leibe zitterten und schwitzten, in Bewegung zu setzen. Kaum war dies aber geschehen, als sie mit solcher Gewalt sich losrissen und davon flogen, daß der Bauer und seine Knechte sie erst vor dem Thore der Stadt Pyritz wieder fanden. Als die Leute bei dieser Gelegenheit sich umsahen, haben sie das Gespenst erblickt.

Mündlich.

Die Volkssagen von Pommern und Rügen, J. D. H. Temme, Berlin 1840, Nr. 242