Der dankbare Zwerg

Bei Kästorf wohnten ehemals Zwerge. Zu einer Zeit bemerkte ein Bauer, daß ihm von seinem Felde öfters Erbsen gestohlen wurden. Es konnte den Dieb nicht entdecken, bis er eines Tages in der Furche am Felde entlang eine ganze Reihe kleiner Männlein bemerkte, die alle eifrig bemüht waren, Erbsen abzupflücken. Da schlug der Bauer mit seinem Stock auf die Zwerge ein, und im Nu waren sie verschwunden. Nur einer, dem er den Hut vom Kopfe geschlagen und weggenommen hatte, konnte nicht fort. Das kleine Männchen bat ihn flehentlich, er möchte doch barmherzig sein und ihm den Hut zurückgeben, er wolle ihm auch am anderen Tage ein ganzes Fuder Geld dafür geben. Da gab ihm der Bauer das Hütchen zurück, und der Zwerg verschwand. Andern Tags fuhr der Bauer mit dem Wagen hinaus. Als er aber an seinen Erbsenacker kam, lag dort kein Geld, sondern ein großer Haufen gelben Sandes. Da wurde der Bauer ärgerlich und rief: "So hat der Wicht mich doch betrogen, der Taugenichts!" Doch wollte er nicht für umsonst hinausgefahren sein und beschloß, von dem Sande wenigstens etwas zum Streuen mitzunehmen. Er lud also einige Schaufeln voll auf und fuhr verdrießlich nach Hause. Als er hier ankam, war der Sand lauter Gold geworden. Schnell fuhr er wieder zurück, um noch mehr zu holen. Schnell fuhr er wieder zurück, um noch mehr zu holen; aber nun war der Haufe verschwunden.

Quelle: Gerhard Kahlo (Hrsg.): Niedersächsische Sagen. Teil 1: Provinz Sachsen, Braunschweig und Anhalt. Leipzig 1923, S.70.
Die Sagen der Lüneburger Heide wurden von Etta Bengen gesammelt und für SAGEN.at zur Verfügung gestellt.
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