Der Karlstein bei Osnabrück
I. Bekanntlich soll Karl der Große
den berühmten großen Heidenstein, der noch jetzt von ihm seinen
Namen trägt, den ,,Karlstein" bei Osnabrück, mit seinem
Schwerte zerhauen haben.
Quelle: Will-Erich Peuckert: Niedersächsische
Sagen, Göttingen 1964, Bd. I, Nr. 438, S. 269. Zitiert nach: Kohl:
Nordwestdeutsche Skizzen 1, 1873, S. 33.
II. Es waren zwei mächtige Könige:
Wittekind und Carolus Magnus (Karl der Große). Wittekind, auch König
Wieck geheißen, war noch ein Heide und regierte in diesem Lande.
Carolus Magnus war ein König in Frankreich und ein eifriger Christ.
Der ließ dem Wieck sagen, er solle seine Götter abschwören.
Wieck aber antwortete: Schlage mich der Donner, wenn ich das thue! Da
zog Karl aus und wollte den Wieck zwingen. Als Karl in dieses Land kam,
lagerte er zu Welplage auf der Haar, und so groß war seine Reiterei,
daß die Roßäpfel drei Fuß hoch den Boden deckten.
Der Ort heißt seitdem die Kerlshaar und da, wo die Feldschmiede
gestanden, die alte Schmiede. Da zog Wieck dem Könige entgegen und
stritt mit ihm. Karl aber behauptete das Schlachtfeld, welches darnach
Kerlsfeld heißt. Wittekind wollte sich aber noch nicht geben und
sammelte sein Heer von neuem. Karl war in den Hon gezogen, um die heidnischen
Opfersteine zu zerstören. Aber die Steine widerstanden dem Eisen
und dem Feuer. Karl verzweifelte zuletzt an dem Gelingen und wollte ablassen.
Da ermahnten ihn sieben Brüder aus seinem Heere zum Vertrauen auf
Gottes Beistand und errichteten den ersten christlichen Altar in diesem
Lande, den blutigen Opfersteinen gegenüber. An diesem Altar fielen
sie nieder und flehten zu Gott, er möge dem Könige seinen göttlichen
Beistand verleihen. Karl aber schlug verzweifelnd mit seiner Reit-gerte
von Pappelholz auf den Opferstein und sprach: Gleich unmöglich ist
es, diesen Stein und die harten Nacken der Sachsen zu brechen. Da krachte
der ungeheure Block und borst in drei Stücke. Davon heißt er
Karlstein, und um den Altar der sieben Brüder wurden sieben Buchen
gepflanzt zum Andenken für alle Zeiten. - Eine andere Sage berichtet,
daß Karl d. Gr., der auf dem Piesberge gewohnt, mit Wittekind, der
von seiner Wittekindsburg herunter gekommen sei, hier am Honerstein eine
Unterredung gehabt habe. Der erstere habe vergebens versucht, den letzteren
von seinem Glauben abzubringen und sei zuletzt von ihm aufgefordert worden,
ein Zeugniß von der Macht seines Gottes zu geben: wenn er mit seiner
Pappelgerte den Opferstein zersprengen könne, wolle er an die höhere
Macht des Christengottes glauben. Da habe Karl voll Vertrauen zugeschlagen
und den Stein gesprengt. Eine dritte Sage, welche übrigens in der
älteren Lebensbeschreibung der Königin Mathilde als Thatsache
berichtet wird, läßt Karl d. Gr. am Honerstein durch des Herrn
Hülfe Wittekind im Zweikampfe besiegen. - In der Nähe des Karlssteines
liegt auf dem Ruller Esche, eine halbe Meile von der Oestringer Wittekindsburg
entfernt, ein großes Steindenkmal, welches nach der Sage die Ruhestätte
von Wittekinds Gemahlin Cheva sein soll. Eine andere Annahme läßt
Cheva in Belm begraben sein.
Quelle: Will-Erich Peuckert: Niedersächsische
Sagen, Göttingen 1964, Bd. I, Nr. 438, S. 269f. Zitiert nach: Bern,
Hune: Vorgeschichtliche Altertümer, in: Jahresbericht über das
Gymnasium zu Meppen, 1878/79.
III. Beim Dorfe Haste, unweit Osnabrück,
liegt ein großer Stein, welcher mittendurch gesprungen ist und der
Karlstein heißt. Man erzählt, Carolus magnus, deßen Bildsäule
noch am Rathause zu Osnabrück zu sehen ist, habe denselben, um seine
Allmacht zuzeigen, mit einer Ru-the mittendurch geschlagen. Andere erzählen
auch, Kaiser Karl hätte gesagt, indem er auf den Stein schlug: So
unmöglich als er mit dieser Ruthe den Stein zerschlagen könne,
ebenso unmöglich könne er seinen Glauben ändern, das heißt
protestantisch werden; da sei der Stein zersprungen und da habe er denn
diesen Glauben angenommen.
Quelle: Will-Erich Peuckert: Niedersächsische
Sagen, Göttingen 1964, Bd. I, Nr.438, S. 269f.
Die Sagen der Lüneburger Heide wurden von
Etta
Bengen gesammelt und für SAGEN.at zur Verfügung gestellt.
© der Zusammenstellung: Etta
Bengen