Die Mehringer Hünensteine

Als an den Ufern der Ems das Evangelium gepredigt war, wünschten die Neubekehrten auch ein Gotteshaus, aber sie wußten nicht, wie und wovon sie es bauen sollten. Da kam zum Meier in Ahlde ein merkwürdiger Gesell und erbot sich, in einer einzigen Nacht das Gotteshaus aufzubauen, wenn der Meier ihm dafür seine oder eines seiner Angehörigen Seele versprechen wolle. Falls er die Kirche vor dem ersten Hahnenschrei fertigstelle, solle der Vertrag gelten. Der Meier war leichtsinnig genug, auf die Bedingung einzugehen. Die beiden hatten jedoch, ohne es zu wissen, eine Lauscherin gehabt - die Frau des Hofes. In der folgenden Nacht nun hörten die Umwohner ein furchtbares Getöse in der Luft, und bald sahen sie durch den grauen Schleier der Nacht auf einem Hügel in der Heide ein Gemäuer sich erheben, das in riesigen Blöcken höher und höher stieg. Da wurde die Frau des Meier von Angst und Entsetzen ergriffen. Sie gedachte dessen, was sie am Abend vernommen hatte. Plötzlich kommt ihr ein Gedanke. Sie bekreuzigt sich, klatscht in die Hände und ruft mit weithin schallender Stimme: "Kikeriki! Kikeriki!" Das hört der Hahn auf dem Hofe, gleich stimmt er in den Ruf ein, und bald hört man alle Nachbar-hähne antworten. Eben kommt der Teufel mit einem neuen Felsblock angefahren. Als er sich betrogen sieht, schleudert er ihn voll Wut zur Erde und reißt den unvollendeten Bau wieder ein. Der Bauer aber heißt seit jener Zeit Hammeier (Hahnmeier); die gewaltigen, wirr durcheinandergeworfenen Steine sieht man noch heute liegen.

Quelle: Ludwig Schirmeyer: Osnabrücker Sagen, Osnabrück 1982, S. 129f.
Die Sagen der Lüneburger Heide wurden von Etta Bengen gesammelt und für SAGEN.at zur Verfügung gestellt.
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