Der Riese im Urwald bei Emsbüren

Bei den Mehringer Hünensteinen haben Riesen auf ihrer Wanderung die Holzschuhe ausgeschüttet; dabei sind auch diese Steine mit herausgefallen. Als später wieder einmal ein Riese in die Gegend kam und die Steine fand, spielte er mit ihnen nach Kinder Art, indem er einige von ihnen auftürmte und sie dann mit anderen wieder umwarf. Der Lärm setzte ganz Emsbüren in Schrecken. Alle fürchteten zitternd, der Riese könne jeden Tag kommen, um sie der Reihe nach zu verspeisen. Da kam ein altes, mageres Schneiderlein auf einen klugen, freilich auch gefährlichen Einfall. Aber der Schneider hatte Mut und wollte Emsbüren retten. Er sagte: Gebt mit zwölf Paar verschlissenen Schuhe! Die binde ich paarweise zusammen, hänge sie um und gehe so zu dem Riesen. Seine Bitte wurde erfüllt, und ohne Zagen machte er sich auf den Weg. Als er bei dem Riesen anlangte, spielte dieser eben wieder mit den Steinen. Verwundert hielt er inne und fragte: Woher kommst du altes, mageres Kerlchen? Der Schneider antwortete: Von Büren. - S, schon gut, erwiderte der Riese, dorthin wollte ich auch, denn da soll es manchen Leckerbissen geben. Weshalb aber hast du all diese Schuhe umgehängt? - Sieh, sagte der Schneider darauf, alle diese Schuhe waren neu, als ich meine Reise antrat. Unterwegs aber sind sie verschlissen, und ich band sie zusammen, damit der Schuster sie flickt, wenn ich nach Hause komme. Da erstaunte der Riese und sagte: Wenn Büren noch so weit entfernt ist, dann gehe ich lieber gar nicht hin. Scheinbar ist dort auch nicht viel zu holen, denn du altes mageres Schnörpelkerlchen bist ja nichts als Haut und Knochen. Lauf deiner Wege! So kam der Schneider glücklich wieder zu Hause an, und Emsbüren war gerettet.

Quelle: Ludwig Schirmeyer: Osnabrücker Sagen. Osnabrück 1982, S. 128f.
Die Sagen der Lüneburger Heide wurden von Etta Bengen gesammelt und für SAGEN.at zur Verfügung gestellt.
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