Das Fegeweib vom Katzenstein
In der letzten Zeit des Mittelalters lebte ein wilder Raubritter auf einer Burg, die auf dem Katzenstein, der am
Schwarzwasser unweit Pobershau zwischen Zöblitz und Marienberg gelegen ist, und machte die ganze Umgebung durch seine Untaten unsicher. Da beschlossen denn die in der nächsten Umgebung ansässigen Ritter, diesem Treiben ein Ende zu machen. Sie rückten also vor die Burg, umschlossen sie aufs engste und fingen an, sie aus Karthausen und Feldschlangen zu beschießen. Allein die Kugeln fielen, so wie sie die Mauer trafen, kraftlos und unschädlich nieder, denn auf der Mauer stand die alte Amme des Ritters, welche mit dem Teufel im Bunde war, hatte einen Besen in der Hand und fegte mit dem selben die fliegenden Kugeln aus der Luft weg. Sie selbst traf natürlich keine derselben, ebensowenig wie irgend jemanden im Schloß. Schon wollten die Belagerer schier verzweifeln, da trat der Burgkaplan eines Ritters auf und sprach, er wolle die Kugeln segnen, denn er wisse einen Spruch, dem nichts widerstehen könne. Die erste Kugel, die man abschoß, schmetterte die Hexe zu Boden, die zweite machte ein großes Loch in die Mauer, und nicht lange dauerte es, so war die feste Burg so zerschossen, daß die Mannschaft auf Gnade und Ungnade sich ergeben mußte. Der böse Ritter ward hingerichtet und seine Burg der Erde gleichgemacht.

Noch heute soll man um Mitternacht bei Mondenschein die gespenstische Amme die Trümmerhaufen fegen sehen. (224)

Quelle: Email Zusendung von Arthur Beier aus Zschopau, 9. September 2002