109. Rübezahl wird ein Balbiersgeselle.

As soll vor kurzer Zeit ein hochtrabender Laßdünkel gewesen sein, deme kein Bader oder Feldscherer den Bart hat können nach Wunsch recht aufsetzen, indeme er bald dieses, bald jenes daran getadelt hat. Solche Gelegenheit soll darauf der Rübezahl in Acht genommen und sich einsmals für einen Balbiersgesellen ausgegeben haben. Zu welchem der Bartreformierer gelanget und sich aufs neue von ihm, als von einem fremden Gesellen, hat wollen auf eine frische Mode putzen lassen; welches auch geschehen, aber auf diese Art: daß der stolze Kerl bald darauf unwissend seinen Bart nicht mehr umb das Kinn, sondern auf den rechten Backen gehabt, die beiden Zwickelbärte aber an alle beiden Seiten der Nasen; da er sie hernach sein Lebelang behalten und nicht hat können wegbringen, wie viel er auch dran hat scheren lassen. Ei, eil wie muß der Kerl ausgesehen haben? Wie muß der Bart kauderwelsch gestanden sein?

Quelle: Bekannte und unbekannte Historien von Rübezahl, Johannes Praetorius, 1920, S. 103f
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