70. Rübezahl verehret einem ein prächtiges Brettspiel.

Es soll einer vorweilen trefflich gedamet haben, das Aus und ein oder Tick-Tack spielen können: deme soll der Rübezahl zur Belohnung ein Brettspiel geschenket haben, darbei berichtende, daß es wohl müßte aufgehoben werden, wenn es dermaleins ersprießlich sein sollte; nichts destoweniger aber dürfte er drinnen nach aller Beliebung spielen. Aber was geschicht? Es verleuret der verführte Mensch über solches Spielen sein Hab und Güter, daß er auch die Asche nicht einmal auf seinem Herde zu eigen behält; drüber er denn in Verzweiflung gefallen und sich hat erstechen wollen. Doch damit seine Rache nicht außen bliebe, so soll er ihme erstlich vorgenommen haben, dem Rübezahl zu Trotze das Brettspiel in tausend Stücke zu zerschlagen und darnach mit Feuer zu verbrennen. Indem er gleich drüber begriffen ist und sein Mütlein dran kühlet, auch eine Galgenfrist dran suchet und nunmehr die äußersten Bretter zuquetschet gehabt, siehe, da wird er innen, daß die Steine sich verwandelt gehabt: nämlich aus den weißen waren lauter dicke Taler geworden, aus den schwarzen dicke Goldstücke, deren eins leichte zwanzig Taler gegolten. Wie er solchen unverhofften Schatz gehoben, hat er sein Ermorden anstehen lassen und sich eines bessern bedacht. Doch damit die zuquetschten Bretter noch in etwas weiter dafür leiden möchten, so hat er solche ins Feuer geworfen; welche aber nicht haben zerbrennen mögen, sondern ineinander geschmolzen sein, bis ein großer Klumpen Silber draus geworden, der leichte bei zweihundert Reichstaler wert gewesen. Hiemit hat er sich wieder aufgerasset, Buße getan und sein gegenwärtiges Gut besser in Acht genommen. Das heißt gedamet; erstlich alles verloren, hernach alles gewonnen!

Quelle: Bekannte und unbekannte Historien von Rübezahl, Johannes Praetorius, 1920, S. 66
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