32. Rübezahl dankets einem, der ihn durch die Hintertür zu Gaste ladet.

Einsmals auf dem Naumburger Markte reisen etliche vornehme Kaufleute und haben ihre Söhne, welche zu Leipzig studieren sollten, bei sich; reisen auf Schmiedeberg zu, zu ihren Freunden, lassen auch Hirschbergische Kaufleute nebenst ihren Söhnen, welche auch nach Leipzig zu studieren gezogen, holen und gehen miteinander auf das Gebürge [Gebirge]; bleiben über Nacht droben, haben ihre kalte Küche wie auch Bier und Weine mit, welche sie mit sich hinauftragen lassen; nehmen auch Jungfern mit sich, sein lustig und guter Dinge, gedenken des Geistes nicht. Wie sie aber den anderen Tag mit schönem hellen Wetter wieder zurückkommen und unter dem Berge sind, ist ein guter Freund, ein kurzweiliger Mensch, mit ihnen; der ziehet seine Hosen hinab und weiset Salv. Hon. den Hindersten [Hintern] hinauf, sagende: Rübenzahl, Rübenzahl, man sagt viel von dir, du könntest Wetter machen; hast du ein Herz, so tue es, oder ich halte dich für ein Hundsfutte und rechten Bärenhäuter. Ehe er das Wort ausredet, da es so schön helle gewesen, so kommt ein Wetter, daß sie nicht anders meinen, der Jüngste Tag käme; sind alle miteinander, Mannsund Weibspersonen, durch und durch naß worden und haben ein gutes Treugetuch zu Hause gesucht.

Quelle: Bekannte und unbekannte Historien von Rübezahl, Johannes Praetorius, 1920, S. 31f
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