63. Rübezahl verschüttet ein Hufeisen.

Vor etlichen Jahren sollen etwan vier Zimmerknechte über das Riesengebürge [Riesengebirge] gezogen sein, welche kurz vor sich her einen wackeren Caballier reitend gesehen, hinter welchen sie auch flugs dreingegangen sein. Darbei soll es sich bald begeben haben, daß der gedachte Reuter (der Rübezahl war es aber gewesen) ein Hufeisen verloren oder von des Pferdes Fuße fallen lassen. Solches soll vor die lange Weil der eine Bursch aufgenommen haben, zu sich gestecket und verwahret gehalten, gedenkende, daß er noch leichte eine Kanne Bier irgendwo darvor bekommen möchte. Aber er hat die Sache höher hinausgebracht. Denn wie er nunmehr durstig gewesen und kein Geld zu zahlen gehabt, da hat er sein Hufeisen hervorgesucht und den Kretschmar, welcher es benötigt gewesen, übergeben wollen; aber da wird er gewahr, daß es nicht mehr eisern, sondern lauter Gold gewesen. Drüber er von Herzen erfreuet geworden und wacker angefangen zu lachen, nach dem alten Sprichwort: Du lachest, als wenn du ein Hufeisen gefunden hättest. Hat es also sonsten Wichtigkeit, bei Erfindung der Hufeisen zu lachen, so hat es sich traun der Mühe allhier wacker verlohnet; sintemal er ohne sonderliche Bemühunge einen großen Schatz gehoben.

Quelle: Bekannte und unbekannte Historien von Rübezahl, Johannes Praetorius, 1920, S. 59
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