92. Rübezahl kauft einem einen Ochsen ab.

Ein Verkäufer hatte vor diesem etliche Stücke Rindvieh über das Gebürge [Gebirge] gejaget: darüber war der Rübezahl zu Maße gekommen und hatte etliche Ochsen gefeilschet und sich auch umb ein Gewisses mit dem Manne verglichen. Zur Zahlung aber hatte der abenteuerliche Geist dem Verkäufer lauter Reichstaler gegeben, welche nach rechter Besichtigung, welche etliche Stunden hernach geschehen, meistenteils geschnittene Scheiben von trockenen Rüben waren. Hierüber erschrak der Besitzer aus der Maßen sehr und gedachte, daß er gar gewiß in allem betrogen wäre. Aber wie er eigentlicher seinen Schiebesack ausschüttet, da findet er nicht wenig Körner gediegen Goldes darunter: womit er überstüssiger bezahlet war, als wenn er bei den rechten Talern verblieben wäre. Das lasset mir einen Rübezahl sein, welcher sich mit Rüben bezahlet und auch seinem Creditori wider Hoffnung dadurch Vergnugsamkeit leistet!

Quelle: Bekannte und unbekannte Historien von Rübezahl, Johannes Praetorius, 1920, S. 88
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