19. Rübezahl gibt Schlangen für Wurzeln.

Es hat einmal ein unbescheidener Wurzelmann den Rübezahl angefahren, er solle ihm, sofern er ein vielwissender Geist wäre, ausbündig gute Wurzeln verschaffen für das Podagra. Hierzu findet sich der Rübezahl nicht faul, saget: Ja, ich will dir gute Mittel darwider schaffen. Und indem übergibt er ihm einen ganzen Arm voll langer schwarzer Wurzeln. Diese nimmt der Mann zu sich und leget sie in einen großen Kober und gehet damit vom Berge herunter, verhoffende: er werde nunmehr ein gewisses remedium wider den Podagrischen Kützel bei sich haben, die Leute kurieren und hübsch Geld verdienen. Aber siehe: wie er seinen Kober aufmachet und einen Bettlägerigen wider das Podagram eine Wurzel liefern wollte, da waren es lauter lebendige Schlangen, welche in großer Furie heraus sprungen und meistenteils dem Wurzelmanne nach seinem Kopf trachteten und tödlich verwundeten. Über solches Spektakel erschrak der Podagricus von Herzen sehr und kriegte, vermittelst dieser Bestürzung, hurtige Füße zum Laufen, sprang in hurtiger Eil aus dem Bette und lief und rief, wie ihn der Teufel schlüge; ja. er kriegte auch hernach sein Lebelang das Podagram nicht wieder. Ei! eine fürtreffliche Kur, drüber der Patiente geneset und der Arzt das Leben einbüßete!

Quelle: Bekannte und unbekannte Historien von Rübezahl, Johannes Praetorius, 1920, S. 19
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