83. Rübezahl zerschlägt einen Haufen Töpfe.

Im Anfange des Frühlings war ein Jahrmarkt in einer schleichen Stadt, darauf zog auch unter andern eine Töpfersfraue mit einem ganzen Wagen voll Töpfe hin. Solche hörete unterwegens zum erstenmal den Storch klappern. Da fing sie an nach dem alten Aberglauben zu sagen: Ho, ho, ich werde dies Jahr ein Haufen Töpfe machen. Solches hörete bald der Rübezahl und sprang auf den Wagen los, sagende: Nein, gutes Weib, du hast die Töpfe schon gemacht; ich will sie jetzund alle zubrechen, damit du ja, so du welche machen willst, Anlaß habest, umzukehren und neue zu machen. Und indem sprang er unter die Töpfe herumb wie ein unsinniges Pferd, schlug und zerschmetterte sie alle miteinander und ließ das Weib mit dem leeren Wagen davonfahren; welches denn nicht ohne Heulen und Schreien geschähe, daß sie ihren Markt so elendiglich verscherzet hatte. Und also meinete das Weib, es wäre nunmehr mit ihre Kerms alles aus, und wünschte nur allein, daß sie den Kopf nicht verlüre, weil sie so erbärmlich umb das Topfzeug gekommen wäre. Indeme sie also Jammer schlaget, da flehet sie vor sich vom Wagen herunter und erblicket einen ziemlichen Beutel voll Geld; darüber sie wieder froh wird und ihres vorigen Leides vergisset, weil sie jetzt mehr gewonnen als vorher verloren hat. Das heißt Markt gehalten auf dem Wege und die zerbrochene Töpfe teurer losgeworden als die ganzen!

Quelle: Bekannte und unbekannte Historien von Rübezahl, Johannes Praetorius, 1920, S. 80
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