DER TRAUM ZEIGT AN

Einst erschien einem Bergmann nachts im Traum ein Engel. Der sagte: „Geh in den dicken Wald zu dem Baume, den ich dir jetzt zeige. Dort wirst du ein Nest mit güldenen Eiern finden." Und als der Tag kam, ging der Bergmann in den dicken Wald und fand den Baum. Aber wie er auch in den Zweigen und im Wipfel suchte, das Nest fand er nicht. Da stieg er traurig aus dem Gezweig. Alsbald erschien der Engel wiederum vor ihm und sagte: "Schlag an dem Baum ein, so wirst du das Nest mit den güldenen Eiern wohl treffen." Da ist der Bergmann dem Befehl des Engels gefolgt, hat geschürft und hat einen reichen Silbergang entblößt. Da sind von allen Orten und Enden viele Fremde gekommen, das neu von Gott bescherte Glück zu sehen. Da ist die Stadt Annaberg an diesem Ort entstanden.


Quelle: Friedrich Sieber, Sächsische Sagen, 1926