Das Ende des Königreichs Thüringen im Jahre 531
II. Irminfried und Amalaberga

Die Gemahlin Irminfrieds war Amalaberga, eine Nichte des mächtigen Ostgotenkönigs Theoderich, der in Ravenna in Italien seine Residenz hatte.

Amalaberga war ein ehrgeiziges, herrschsüchtiges und stolzes Weib. Sie war keineswegs damit zufrieden, daß ihr Gemahl nur einen Teil des Reiches erhalten hatte. Das ganze ungeteilte Reich wollte sie beherrschen! Darum bestürmte sie den König ständig, seinen Brüdern ihr Erbe zu entreißen und sich selbst zum Herrscher über ganz Thüringen zu machen. Aber noch fand sie bei Irminfried taube Ohren. Als Berthar bei einem Kriegszug gegen die benachbarten Franken um sein Leben gekommen war, glaubte sie, nun leichtes Spiel zu haben. Und als Irminfried eines Tages zum Mahle kam, fand er den Tisch nur halb gedeckt, und da er fragte, was das zu bedeuten hätte, erhielt er zur Antwort: "Wer nur das halbe Reich sein nennt, darf auch den Tisch nur halb gedeckt haben!"

Durch solche und ähnliche Reden aufgereizt, erhob sich schließlich Irminfried gegen seinen älteren Bruder Baderich.

Im geheimen schickte Irminfried Boten zu König Theuderich von Franken, ihn zur Teilnahme an diesem Kampfe und zum Bündnis mit ihm zu bewegen. "Wenn du Baderich tötest", so ließ er ihm ausrichten, "wollen wir sein Land zu gleichen Teilen unter uns teilen."

Theuderich kam mit Heeresmacht, und Baderich verlor in der Schlacht sein Leben.

Irminfried vergaß aber sein Versprechen und dachte nicht daran, es zu erfüllen.

Quelle: Sagen und Legenden aus Nebra (Unstrut), Gesammelt und neu erzählt von Rudolf Tomaszewski, Nebra 1987