Die Schwesterquelle zu Bibra

Da, wo jetzt die Quelle dem Felsen entspringt, wohnte vor vielen Jahrhunderten eine Fee, die allen, die ihr nahten, Glück und Segen verhieß.

Eines Tages kamen aus weiter, weiter Ferne drei liebreiche und tugendsame Schwestern des Weges daher.

Von schmerzhafter Krankheit gezeichnet, hatten sie die Lande die Kreuz und die Quer durchzogen, um an irgendeinem Orte zu irgendeinem Tage Erlösung von den Qualen zu finden.

Aber all ihr Bemühen war bisher erfolglos geblieben. Müde von- der langen und beschwerlichen Wanderung, und tiefbetrübt vom bisherigen Mißerfolg, ließen sie sich schließlich auf der weichen Erde nieder. Tränenbäche entströmten ihren Augen, und bittere Klagen kamen von ihren Lippen.

Plötzlich verspürten sie einen leichten Windhauch, der von der nahen bewaldeten Höhe kam. Und vor ihren erstaunten Blicken stand im lichten Gewande die Fee.

Freundlich winkte diese den erschrockenen Schwestern zu, hob ihren goldenen Stab und berührte damit die Felswand. Alsbald entsprang zu .den Füßen der drei Schwestern ein klarer Quell, aus dem die Fee mit einem goldenen Becher Wasser schöpfte und es ihnen freundlich zur Erfrischung darbot.

Begierig tranken die Schwestern und bald durchfloß neues Leben ihre Glieder. Sie fühlten sich frisch und geheilt und umringten freudig und dankbar die gütige Fee.

Die aber sprach:

"Nicht mir gebührt der Dank
Für diesen heilenden Trank.
Es war eine höhere Macht,
Die Heilung euch gebracht.
Doch euch zum Gedächtnis: drei
Quellen fließen fortan vorbei,
Vereint zur Heilung für alle, die kommen,
Vertrauend sich nahen, dem heilenden Bronnen."

Quelle: Sagen und Legenden aus Nebra (Unstrut), Gesammelt und neu erzählt von Rudolf Tomaszewski, Nebra 1987