ZWERGE IN DER MÜHLE

In einer Mühle bei Grund im Harz kam jede Nacht das ganze Zwergvolk aus dem Hubichenstein, um da zu speisen, und der Müller musste jeden Abend mit seiner Familie ausziehen. Da bat einmal ein alter Soldat um Nachtherberge; der fürchtete sich nicht vor den Zwergen und blieb des Nachts in der Mühle. Um zwölf kamen die Zwerge mit ihrem König und setzten sich zum Mahle. Da rief einer: „Hier riecht's nach Tabak!" Die Zwerge fielen sogleich über den Soldaten her, doch der schlug mit seinem Knotenstock wacker zu. Da stiftete der König Hubich Frieden und lud den Soldaten zum Essen ein. Das ließ sich der nicht zweimal sagen.

Als die Uhr eins schlug, war alles verschwunden bis auf einen goldenen und drei silberne Becher. Die hat der Soldat behalten. Drei verkaufte er für ein gut Stück Geld. Einen nahm er zu seinem Gebrauch. Darin war jedes Mal der schönste Wein, wenn er den Becher an den Mund setzte. Der Soldat blieb in der Mühle und die Zwerge haben noch viele Jahre ihre Mahlzeit da gehalten.


Quelle: Friedrich Sieber, Harzland-Sagen, 1928