DER TISCH DER UNTERIRDISCHEN

Auf einem Berge in der Nähe von Kiel lag ein besonderer Segen. Wenn der Bauer gepflügt hatte und nun zu Mittag essen wollte, brauchte er nicht nach Hause zu gehen; denn um diese Stunde stand da ein Tisch vor ihm, gedeckt mit den besten Speisen und allem Essgerät wie Messer, Gabel und Löffel. Das kam alles von den Unterirdischen.

Lange Zeit ging es gut und viele Leute haben von dem Tische gegessen. Aber einst war ein Junge mit beim Essen. Er wollte die unsichtbaren Wirte necken und nahm beim Aufstehen eine Gabel mit.

Niemand hatte es bemerkt. Aber als am andern Tag der Tisch wegblieb, mussten die Bauern nach Hause gehen. Da aber war nicht gekocht worden. Da erschrak der Junge und sagte, was er getan hatte. Die Leute aber befahlen ihm, die Gabel wieder zurückzubringen. Das tat er auch. Als er nun aufs Feld kam, stieg der Tisch vor ihm auf mit allem Gerät. Es fehlte nur die Gabel. Der Junge legte sie an ihren Platz und sogleich versank der Tisch. Niemand hat ihn wieder gesehen. Seitdem müssen die Bauern, wenn sie auf dem Felde arbeiten, sich das Essen bringen lassen.


Quelle: Neuausgabe von Otto Mensing, 1921