Ursprung der Grafen von Schwarzburg
Viele wollen den Ursprung und die Abkunft der alten Grafen von Schwarzburg
vom heiligen Günther nicht gelten lassen. Ein Verwandter und Heerführer
des großen Sachsenherzogs Wittekind, genannt Wittekind der Schwarze,
soll deren Ahnherr gewesen sein, ebenso jener der Grafen von Gleichen;
nach andern sollen wieder jene Brüder von Gleichen, welche die Burgen
bei Göttingen hatten und, von dort vertrieben, nach Thüringen
kamen und Schloß Gleichen neben Mühlberg und Wachsenburg erbauten,
die Stammväter der heutigen Schwarzburger Fürstenhäuser
gewesen sein. Noch ein Stück höher hinauf in den nachtdunkeln
Schwarzwald der Urgeschichte rückt besagter Ursprung ein dritter
Chronist, nämlich bis in die Zeit, da Dietrich von Bern lebte und
die Thüringer heftig mit Sachsen und Franken zu streiten kamen. Da
habe ein Graf eine Kohlbaude und Meilerstätte auf einem Berge angetroffen
und habe auf diesem schwarzen Berg eine Burg erbaut, siehe, da war die
Schwarzburg fertig. Nach andern habe Kaiser Lothars sechster Sohn, Gundar,
das ist Günther, geheißen, der habe Schloß Käfernburg
bei Arnstadt erbaut, und der sei der wahre Stammvater des hohen Geschlechtes,
das sich frühzeitig zur Blüte hob und durch die Reihe der Jahrhunderte
fortpflanzte, berühmte Klöster gründete, auch Deutschland
einen Kaiser gab. Alle Welt weiß von dem Raub der sächsischen
Prinzen durch Kunz von Kauffungen, weit minder aber bekannt ist der Raub
zweier junger Grafen von Schwarzburg durch Jost Hake, welcher gar ein
tapferer Kriegsmann war und im Schmalkaldischen Kriege auch den Grafen
Hugo von Mansfeld aus dessen eignem Schlosse zur Nachtzeit gefangen hinwegführte.
Erst nach zwei Jahren gab er ihn um tausend Goldgulden wieder frei.
Quelle: Ludwig Bechstein, Deutsches Sagenbuch,
Leipzig 1853