1. Gott und die Riesen. (Zakynthos.)

Die Riesen dünkten sich einst mächtiger denn Gott und trachteten nach der Herrschaft über Himmel und Erde. Sie stiegen daher auf einen hohen Berg und ergriffen Felsblöcke und warfen sie gegen Gott. Allein dieser griff zu seinen Donnerkeilen und schleuderte sie gegen die Riesen, so dass sie alle den Berg hinabstürzten, viele von ihnen getödtet wurden und die übrigen flohen. Einer von den Riesen jedoch hatte den Muth noch nicht sinken lassen: er schnitt eine grosse Menge Rohre ab, band sie an einander, machte sich auf diese Weise einen ungeheuer langen Stock und suchte damit den Himmel zu erreichen. Und wirklich fehlte nicht mehr viel daran: da traf ihn plötzlich ein von Gott gesandter Blitzstrahl und verwandelte ihn in Asche. Hierauf machten seine Gefährten noch einen letzten Versuch, um in den Himmel zu gelangen und Gott zu stürzen, indem sie einen Berg auf einen andern thürmten. Da nun Gott sah, dass die Riesen immer noch nicht Ruhe hielten, erzürnte er gewaltig, schleuderte wieder seine Blitze gegen sie, sandte dann seine Engel zu den überlebenden und liess ihnen ihr Urtheil verkünden: dass sie ihr ganzes Leben lang in dem Innern eines Berges sollten eingeschlossen bleiben.

Quelle: Bernhard Schmidt, Griechische Märchen, Sagen und Volkslieder. Leipzig 1877. S. 131
(Nachdruck: Hildesheim, New York, 1978)