Der wilde Jäger und der Schneider
Ein Schneider saß einmal auf seinem Tische
am Fenster und, arbeitete, da fuhr der wilde Jäger mit seinen Hunden
über das Haus her, und das war ein Lärmen und Bellen, als wenn
die Welt verginge. Man sagt sonst den Schneidern nach, sie seien furchtsam,
aber dieser war es nicht, denn er spottete des wilden Jägers und
schrie: »Huhu, huhu, kliffklaff, kliffklaff!« und hetzte die
Hunde noch mehr an; da kam aber ein Pferdefuß ins Fenster hereingefahren
und schlug den Schneider vom Tische herab, daß er wie tot niederfiel.
Als er wieder zur Besinnung kam, hörte er eine fürchterliche
Stimme:
»Wust du met mi jagen,
dan sost du auk met mi knagen!«
Ich weiß gewiß, er wird nie wieder den wilden Jäger geneckt haben.
Kommentar: Mündlich aus Münster.
Quelle: Deutsche Sagen, Jacob Grimm, Wilhelm Grimm (Brüder Grimm),
Kassel 1816/18, Nr. 172