Ochsen zeigen die heilige Stätte
Bei Matten, einem Dorfe unweit der Mündung
des Fermeltales in der Schweiz, liegt ein gewaltiges, zerstörtes
steinernes Gebäude, davon geht folgende Sage: Vor alten Zeiten wollte
die Gemeinde dem heiligen Stephan eine Kirche bauen, und man ersah den
Platz aus, wo das Mauerwerk steht. Aber jede Nacht wurde zum Schrecken
aller wiederum zerstört, was den Tag über die fleißigen
Talleute aufgeführt hatten. Da beschloß die Gemeinde, unter
Gebeten die Werkzeuge des Kirchenbaus einem ins Joch gespannten Ochsenpaare
aufzuerlegen, wo das stillstehen würde, wollten sie Gottes Finger
darin erblicken und die Kirche an dem Ort aufbauen. Die Tiere gingen über
den Fluß und blieben da stehen, wo nun die Kirche St. Stephan vollendet
ward.
Kommentar: Kasthofen in den Alpenrosen 1813,
S. 188.
Quelle: Deutsche Sagen, Jacob Grimm, Wilhelm Grimm
(Brüder Grimm), Kassel 1816/18, Nr. 349