Teufelsbrücke
Ein Schweizer Hirte, der öfters sein Mädchen
besuchte, mußte sich immer durch die Reuß mühsam durcharbeiten,
um hinüberzugelangen, oder einen großen Umweg nehmen. Es trug
sich zu, daß er einmal auf einer außerordentlichen Höhe
stand und ärgerlich sprach: »Ich wollte, der Teufel wäre
da und baute mir eine Brücke hinüber.« Augenblicklich
stand der Teufel bei ihm und sagte: »Versprichst du mir das erste
Lebendige, das darübergeht, so will ich dir eine Brücke dahin
bauen, auf welcher du stets hinüber und herüber kannst.«
Der Hirte willigte ein; in wenig Augenblicken war die Brücke fertig,
aber jener trieb eine Gemse vor sich her und ging hinten nach. Der betrogene
Teufel ließ alsbald die Stücke des zerrissenen Tieres aus der
Höhe herunterfallen.
Kommentar: Mündlich.
Quelle: Deutsche Sagen, Jacob Grimm, Wilhelm Grimm
(Brüder Grimm), Kassel 1816/18, Nr. 336