Fersental

Am Ende des Tales war eine reiche Goldgrube. Die Knappen, die seinerzeit aus Schwaz eingewandert waren, waren sehr übermütig geworden. Sie dachten nur mehr an Essen und Weiber, lebten wie die Wilden und vergaßen die Kirche, sie waren "zu voll." Der Bischof von Trient wollte sie zügeln. Als alles nichts nützte, lud er sie nach Trient zum Mittagessen ein und vergiftete sie dabei. Alle waren gekommen und dabei zu Grunde gegangen bis auf einen "Tschollerten" (Krummen), einen gebürtigen Florutzer. Der Bischof brachte in Erfahrung, daß der Krumme nicht mitgegangen sei, ließ ihn suchen und die Grube verschütten. Aber der Krumme war schon rechtzeitig über den Berg geflüchtet und hat sieben Steinesel voll Gold nach Ferrara gebracht. Er kam dann noch öfter heimlich zur Grube zurück und holte sich noch mehr. Sein Name war Markel gewesen, später hieß er Conte Marchese, weil er so reich geworden war. Die Grube wurde später von den Lahnen verschüttet. Es kommt nur mehr ein saures, rostiges Wasser heraus, eine Heilquelle, die aber nicht ausgenützt wird.

= Wolfram/Fersental-Südtirol 1948 S. 323 - Heilfurth Nr. 638 S. 611.
Aus: Gerhard Heilfurth, Südtiroler Sagen aus der Welt des Bergbaus, An der Etsch und im Gebirge, 25. Bändchen, Brixen 1968, Nr. 22, S. 27