Pflersch

Der reiche Bergsegen stieg aber den Knappen sehr in den Kopf, so daß verschiedene Freveltaten verübt wurden. Sie ließen sich goldene Nägel in ihre groben Schuhe schlagen und gaben im ganzen Tal protzig den Ton an. Eines Tages wollten die übermütigen Bergleute die Frau ihres Hutmannes erschrecken. Einer von ihnen legte sich auf eine Bahre, welche man zudeckte und aus den Stollen vor ihr Haus trug. Mit gekünstelter Miene teilte ihr einer mit, ihr Mann sei tödlich verunglückt. Da warf sich das verzweifelte Weib über die angebliche Leiche, riß das Tuch weg und sah wohl einen Toten, aber nicht ihren Gatten vor sich. Der Herrgott hatte den Frevler, der den toten Hutmann hatte mimen wollen, selbst mit dem Tode bestraft.

= Fink/Eisacktal 1957 S. 24 - Heilfurth G 2 Be 8 S. 613.
Aus: Gerhard Heilfurth, Südtiroler Sagen aus der Welt des Bergbaus, An der Etsch und im Gebirge, 25. Bändchen, Brixen 1968, Nr. 20, S. 26