Reiterjoch / Eggental

In der Knappenstube im Reiterjoch und im Gepleng wird von gespenstigen Knappen noch immerfort "geknappet". Man hört die Männlein oben arbeiten, sehen jedoch kann man sie oben nur einmal im Jahr. Wer nämlich in der Christnacht hinter Raut und Kar den Fuß der Dolomitwände entlang geht, gewahrt die Männlein leicht; sie sind gar winzig und doch sehr alt, daher haben sie auch lange Barte, und jedes trägt sein Grubenlicht mit sich.

Do schnoatit amol da Möusar Hansl öubarn Rauthöuf ban Reitarjoch seina Barne. Krod wiadn ar in rachistn Schnoatn isch, kimp netta a tschelle-wenggats Napfl van Joch oar, mit an Knappnbickl und an Berghammer af dar Axl. Möralt isch's Greg-garle giwödn, und irchene Höusn at 's ung'hat, und a Bart ischn bis af die Knia oar g'hang, a schneaweißar. Dar Hansl isch va den g'spassign Lötarle earschtla söuvl darschrockn, aß ar in Zraggun (Laubmesser) lei hat gilat van Bam oarf all. 's Mannl hövt in Zraggun au, schaugg'n a Weil un und at afamal krod gimüat ganz varheit kuttern (lachen) über des narrische Zuig do, wiadn 's die gimoan Leut brauchn thian. Ear at se gimüat va ba lautar Gikuttere 's Wampl zammhöven. Draftar thuat ar in Hanslan an Deutar, aß ar sott oarsteign van Bam. Dar Hansl gritit woll bleckstüzat asöu stat oar, und wiadn ar untan isch, thuat 's Lötarie sei Göschl au und sagg zin Hanslan: "Zwui tuasche denn a sötta abicha Orbat mit den Zuige do?" - "Du Nar", darwidart da Hansl, "orbatn muat ünsar oanar sellnbög'n aiwi, va was wött ar enn süstn löbm? Und die oane Orbat isch wia die andere, seil isch lei gleiche; guat's at ünsar oanar ninderst öt." Af des aubm sagg's Mannl: "Noar wear i dar noi a bössara Orbat zoagn. Gea mit miar und thua krod, was i dar sog; ba miar asche a schianars Löbm und Geld lei krod ginua." Affer da Hansl isch öt gang; as isch schun a wink timpar gewortn, und ear isch va den g'spassign Lötarie a keidile schiach giwödn, und wia's Mannl des darwohrnt at, isch's umgikeart und af oanfahrt (einmal) ba Lab und Stab awöck giwödn.

Du g'sichsch selm öubn in Wall (Wald) ofta-mal sötta Mannlar, affer wöttasch ihnen nochgian, noar wuratn se wax (schnell) verblendet (unsichtbar) und kampn dar nimmer ziwöge, und du wis-sast glatt ninderscht mear achte.

= Heyl/Tirol 1897 Nr. 68 S. 390 f. - Heilfurth Nr. 1129 S. 923 f.
Aus: Gerhard Heilfurth, Südtiroler Sagen aus der Welt des Bergbaus, An der Etsch und im Gebirge, 25. Bändchen, Brixen 1968, Nr. 66, S. 57