DIE WECHSELWIESEN

Zwischen dem Leber und Weber in Flaas sind Wiesen, welche die Wechselwiesen heißen. Ihr Name schreibt sich wohl daher, daß die Besitzer derselben sehr häufig wechselten. Vor einigen Jahren war's auf den Feldern sehr unheimlich, denn oft schrie und jammerte es dort: "Wo soll ich ihn einstecken?" Der Geist meinte den Grenzpfahl, den er bei Lebzeiten verrückt hatte und nun umtragen mußte.

Einmal, es ist noch nicht lange her, schwankte ein Betrunkener um Mitternacht nach Hause und hörte die Frage des Geistes. "Du Narr", rief der Bauer voll Ärger, "steck ihn hin, wo du ihn hergenommen hast." Seit dieser Zeit sieht und hört man vom Geist nichts mehr, denn er war durch die Worte des Betrunkenen erlöst. (Flaas.)

Quelle: Zingerle, Ignaz Vinzenz, Sagen aus Tirol, 2. Auflage, Innsbruck 1891, Nr. 383, S. 223