Gossensasser Hexen

Auf einem der Plunhöfe ober Straßberg stahl eine Katze Eier und Butter. Der Knecht legte sich auf die Lauer und schoß auf den diebischen Kater, den er bei der Tat ertappte.

Das Vieh war wohl verwundet aber nicht tot und stöhnte entsetzlich. Sich seiner erbarmend bespritzte es die herbeigeeilte Bäuerin mit etwas Weihbrunn. Da lag anstelle der Katze nur mehr ein schwarzer Fetzen da. Die Hexe aber, die man bei den Diebstählen immer in Verdacht gehabt hatte, lag im selben Moment in Ried bei Sterzing tot im Bett. -

Der Lieblingsaufenthalt der Gossensasser Hexen waren der Hexentanzplatz auf der Schattseite aber Tennewies und der Mohderanger. Ihre nächtlichen Orgien und die Tanzmusik waren das ganze Tal aus zu hören. -

Ein einstiger Kräuterer von Gigglberg wollte in einer Christnacht einmal feststellen, wer von den Dorfweibern in Gossensaß eine Hexe wäre. Er steckte sich ein Tannenzweigl ein, stellte sich an seinen Lieblingsplatz hinter die Kirchtüre und blinzelte während der hl. Wandlung durch das Astl. Da konnte er schön erkennen, wer alles eine Hexe war, da dieselben bekanntlich mit dem Gesicht nach hinten schauen. Nach dem letzten Segen lief er aber eilends heimzu, denn die erbosten Hexen waren ihm bereits hart auf den Fersen. Nur durch schnelles Laufen konnte er sich ihrer Rache entziehen. -

An einem Hofe zwischen Tschöfs und Gossensaß ging die Butter nie zusammen. Man befragte einen Pater in Sterzing, was da zu tun wäre. Derselbe riet ihnen den Backofen anzuheizen und eine Kelle Rahm ins Feuer zu werfen. Da dies aber dem Bauern nicht so recht gelingen wollte, schleuderte er in seinem Jähzorn das ganze Butterfaß in die Glut. Die Hexe, welche den Kübel verzaubert hatte, wurde am Morgen in Tschöfs tot im Bette aufgefunden.

Hätte der Bauer den Ratschlag des Paters genau befolgt und nur die eine Kelle in den Ofen geschürt, wäre die Hexe am Leben geblieben.

Quelle: Fink, Hans, Eisacktaler Sagen, Bräuche und Ausdrücke. Schlern-Schrift Nr. 164, Innsbruck 1957, S. 28