Der Hatzes

Ein Jaufentaler Jäger ging einst in die Haller Isse ins Hintertal zu pirschen. Dabei überraschte ihn die Nacht und er beschloß in der Schupfe zu übernachten. Es mag so gegen Mitternacht gegangen sein, als er durch lautes Musizieren aufwachte.

Der Jäger trat aus der Hütte und sah auf einer unweiten Waldlichte einen Kreis Hexen, die um einen Mann herumtanzten, den sie Hatzes nannten. Der kaltblütige Jäger beschloß dem losen Treiben ein Ende zu machen. Er nahm seine Büchse her, legte auf den Hatzes an und drückte ab.

Ganz deutlich verspürte er noch den Rückstoß des Schusses an Schulter und Wange, dann schwanden ihm die Sinne. Bei aufgehender Sonne kam er wieder zu sich. Er mußte feststellen, daß er die ganze Nacht über verhext dagestanden war, in Schußstellung mit angelegtem Gewehre. Den Hatzes soll der Teufel holen, dachte sich der Jäger. Dabei hat er aber nicht gewußt, daß die Hexen den Teufel Hatzes nennen.

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Im Jaufental war einst ein Ochs verhext. Keinen Schritt wollte er mehr tun, weder vor noch zurück. Da dachte sich der Bauer, in den Klauen steckt die Hexe, die brenne ich heraus. Er nahm ein Eisen mit den Initialen I.N.R.I. zur Hand, machte es glühend und brannte es dort ein.

Der Ochse gehorchte wieder anstandslos. Die Hexe, die im Hintertal war, hatte aber an einem Fuße den Brandfleck sitzen.

Quelle: Fink, Hans, Eisacktaler Sagen, Bräuche und Ausdrücke. Schlern-Schrift Nr. 164, Innsbruck 1957, S. 46 f.