DER HEILIGE KASSIAN

Von diesem Heiligen weiß das Volk in der Klausner Gegend noch viel zu erzählen. Als der heilige Mann aus Italien kam, waren noch ringsum Heiden und hatte auch Säben viele Götzen und Götzenpfaffen. Alsogleich begann Kassian das Evangelium zu predigen, bekehrte viele Heiden und stürzte die Götzenbilder samt ihren Altären um. Dies verdroß die Heiden so, daß sie ihn in jenem Turm von Säben gefangen setzten, der jetzt noch hinter der Hl.-Kreuz-Kirche steht und nun eine Kapelle ist.

Man zeigt auch heutzutage noch einen Stein, auf den der Heilige gefallen ist, und küßt ihn. Auch ein anderer Stein wird in hohen Ehren gehalten. Als St. Kassian einst, ganz ermüdet vom Predigen, von Klausen nach Säben hinaufstieg, rastete er auf demselben, und der Fels erweichte sich. Noch heutzutage ist die ganze Länge des Leibes im harten Steine abgedruckt, und ganz deutlich sieht man, wo der Ellenbogen des Heiligen aufruhte, auf den er sein müdes Haupt stützte.

Quelle: Heyl, Johann Adolf, Volkssagen, Bräuche und Meinungen aus Tirol, Brixen 1897, S. 130